Plötzlich alles anders


Ich war 10 Jahre alt. Mein Wunsch auf das Gymnasium zu gehen, habe ich geschafft. Juhu! 

Mein Hobby 'Takewandoo' machte ich seit einigen Monaten und hatte immerhin schon die erste Gürtelprüfung geschafft.
Sonst war ich am liebsten draußen unterwegs.
Sehr gern war ich mit meiner Familie wandern oder im Sommer beim Baden.
An der Stelle möchte ich erstmal meine Familie vorstellen:
  • meine große Schwester Julia
  • meine Mama (Anja) und mein Papa (Maik)
  • wir haben zwei Hunde (Anny und Pebbles) und zwei Katzen (Gizmo und Filou
  • Pebbles, ein Chihuahua-Mops-Mischling, ist aber erst im August'2015 bei uns eingezogen.
Im September 2014 wechselte ich also in die 5. Klasse des Gymnasium Raubling. 
Meine Schwester kam in die 6. Klasse und war bereits in der Realschule.
Meine Mama ist Kinderkrankenschwester und hatte sich gerade als Stationsleitung beworben. Seit ein paar Monaten arbeitete sie schon kommissarisch. Sie machte sich damals Sorgen, ob es richtig wäre und sie trotzdem genug Zeit für uns hätte. Dabei war es super, dass sie nun viel öfter Wochenende frei hatte.  Meine Schwester und ich haben ihr unser 'okay' gegeben - wir waren ja schon groß. Mama machte sich schon immer wegen irgendwas Sorgen. Typisch...Mama!
Mein Papa redetete ihr auch gut zu. Er arbeitet in einem Baumarkt und hatte seit kurzem eine neue Stelle dort. Damit war er sehr zufrieden.
Ich weiß noch, dass wir in den Herbstferien auf dem Wendelstein wandern waren. Wir gingen bis rauf zur Mittelstation und machten dort ausgiebig Picknick. Anny war natürlich auch mit. Das war ein toller Tag. Das Wetter war schön und so konnte ich mit meiner Schwester auch immer wieder am Wasser spielen, welches den Berg runterfließt. Beim nächsten Mal wollten wir gleich morgens loswandern und dann aber bis ganz hoch.... Das bleibt jetzt erstmal ein Traum von mir!

 

Mir war bewusst, dass Simon erstmal Lernen lernen muss, wenn er in die 5. Klasse kommt. In der Grundschule hat er nie wirklich gelernt. Er wollte unbedingt aufs Gymnasium und so standen wir auch hintern ihm und stärkten ihn! Er fühlte sich auch sofort dort wohl und der Start klappte gar nicht schlecht.

 

Manchmal war er schon ziemlich erschöpft. Aber das war kein Wunder, da die Anforderungen doch gestiegen waren. Seine Hausaufgaben machte er meist selbständig und gelernt haben wir dann gemeinsam.

 

Dann fing es an mit Kopfweh, als er nach der Schule bei einem Freund war. Die vergingen auch wieder. Es war ein Donnerstag. Übers Wochenende traten diese immer wieder auf. Am Montag waren wir dann beim Kinderarzt, obwohl es Simon ganz gut ging zu dem Zeitpunkt. Dienstag war sein Allgemeinzustand deutlich schlechter. Vom Kinderarzt aus, fuhren wir ins nächstgelegene Krankenhaus.

 

Am nächsten Morgen wurde ein MRT gemacht. Da konnte Simon schon nicht mehr alleine aufstehen und kaum Sitzen. Auch sein Wesen veränderte sich kurz davor.

 

Das Ergebnis erfuhr ich von einem Facharzt. Mein Sohn hätte einen Tumor am Thalamus, der schon ziemlich groß sei!

Waaaaaaaaaaaaas? Nein, nein, nein! Ich wollte bitte die Wahrheit...aber es war die Wahrheit. Ich wollte, dass der Wecker klingelt, mich jemand rüttelt, ich aufwache...

Es war kein Traum, aus dem man gleich aufwacht, kein Film, der sich gleich zum Positiven wendet oder ein tragisches Ende hat...nein, nichts davon.

 

Soweit ich mich erinnern kann, setzte bei mir alles aus. Ich konnte weder vernünftig und ruhig bleiben, noch mich irgendwie zusammenreißen. Es verlangte aber auch gar keiner!  Ich war nicht mehr ich selbst! Diese Ohnmacht und diese Wut übertrafen alles, was ich bisher an schlimmen Sachen erlebt habe! Es kamen auch sofort mein Mann und eine Freundin, die ich anrief!

Ich wurde mit Simon nach München ins Schwabinger Krankenhaus gebracht.

Station Kinderonkologie!